Früherkennung und Vorsorge

"Der heitere Idiot in der Welt der Informierten zu sein heißt, ohne eine Regung von Zukunftsunruhe, ohne Angst zu leben." (Botho Strauß)

Die Seite ist noch in Arbeit. Aber schon mal kurz ein wenig Futter für den Geist:

Eine Bitte an die Kollegen: Stoppt den Wahnsinn! (Zitat Heinz Strunk)

Vorsorgen heißt, sich Sorgen zu machen, wenn noch gar kein Anlaß dazu besteht. Sorge zeitlich vor der Sorge. Die Idee lebt von der irrtümlichen Annahme, wir existieren in der Zeit. Da diese Annahme in unserer Kultur sehr wach ist, führt sie tatsächlich zu einem seltsamen angestrengt hastigen Leben, wo die Sorge um mein Wohlergehen dann absolut berechtigt ist. Perfekte Vorsorge wäre es, zur artgerechten Haltung meines Selbst zurückzufinden – mich wieder im Absoluten jenseits von linearer Zeit zu verlieren. Eine Vorsorge 2.Klasse ist es, sich gesund zu ernähren oder Sport zu treiben oder Impfen zu gehen. 2.Klasse meine ich, weil es das Problem der Nicht-Artgerechten-Haltung nicht behebt. Es bleibt ein Mangelgefühl. Es bleibt die verrückte Idee der Sorge/Angst, die sich um etwas sorgt/ängstigt, was es bei näherer Betrachtung nicht gibt.

Früherkennung bedeutet, wir versuchen mit der Untersuchung von Gesunden, Krebs oder andere Krankheiten zu einem Zeitpunkt zu entdecken, wo wir glauben, bessere Behandlungschancen zu haben. Hat sich als Mumpitz herausgestellt. Das Versagen der hehren Früherkennungsidee wird aber von den beteiligten Kollegen hartnäckig geleugnet und mit statistischer Akrobatik regelrecht geheim gehalten. Meine große Besorgnis dabei ist, dass die Kollegen nicht mal aus unmoralischen Gründen handeln, nein, es steht zu befürchten, dass es wirklich nicht gerafft wird. Siehe dazu der Klassiker: Unterscheidung von Relativ- und Absolutprozent (im Artikel unten erklärt).

Und ein Zitat von Sir Muir Gray, der für Früherkennung Verantwortliche beim britischen Gesundheitswesen (NHS): „Manche Früherkennungsuntersuchungen können Einzelnen nutzen. Aber alle Untersuchungen können Allen schaden.“

Aktuell als Beleg für den ablaufenden Wahnsinn am Beispiel des Prostata- oder Vorsteherdrüsenkrebses: https://www.aerzteblatt.de/archiv/197100/PSA-Screening-Moeglicher-Nutzen-und-Schaden

und hier mit Leserdikussion die volle Ladung allerdings im englischen BMJ:

https://www.bmj.com/content/352/bmj.h6080

Am Ende sind immer alle tot. Zu 100 Prozent.